Moderne afrikanische Kunst in Kapstadt erleben - Das Zeitz MOCAA
Es mag sich erst einmal komisch anhören, dass ausgerechnet ein Deutscher den Grundstein für das
weltweit größte Museum für moderne afrikanische Kunst gelegt hat, entspricht aber der Tatsache.
Der ehemalige Chef von Puma Jochen Zeitz ist ein großer Fan und Sammler afrikanischer Kunst
und gab so vor vielen Jahren den Bau für das MOCAA (Museum of Contemporary Art Africa) in
Auftrag. Was früher noch 42 Getreidesilos waren, ist heute ein architektonisch verblüffendes
Highlight auf dem Geländer der V&A Waterfront.
Das Kunsthaus erstreckt sich auf über sage und schreibe neun Stöcken ca. 57 Meter in die Höhe und
stellt damit eine Fläche von 9500m² zur Verfügung. Auf 6000 m² werden verschiedene
Ausstellungen gezeigt, die in zeitlichen Abständen das Thema wechseln. Wo draußen eine laute
Stimmenkulisse aus Touristen, Möwen und Seglern herrscht, findet man im Inneren meditative
Ruhe. Das Licht ist leicht gedämpft und die einstigen Silos verbreiten bereits eine Art
geschichtlicher Stimmung. Die Räume selbst zeigen die wohl bemerkenswerteste Sammlung an
modernster afrikanischer Kunst der Gegenwart. Nicht zu vergleichen mit dem, was wir aus unseren
heimischen Museen in Deutschland kennen. Da sich besonders afrikanischen KünstlerInnen oft
wenig Raum für ihre Werke bietet, stellt ihnen das Museum eine gesonderte Fläche für
zeitgenössische Kunst zur Verfügung. Doch das Gebäude selbst dient nicht nur als Museum und
Restaurant, sondern führt sogar ein betriebenes Luxushotel mit Blick über Kapstadt.
Das MOCAA ist nicht nur ein anerkannter Ort für Kultur, sondern auch eine Art Wahrzeichen für
die frühere Industrie von Kapstadt. Die Silos prangerten lange Zeit über der Stadt und bildeten bis
2001 sogar das höchste Industriegebiet Südafrikas. Hier kamen früher viele Schiffe angefahren und
brachten den Reichtum Afrikas in die Welt hinaus. Heute kommen die Menschen von weit her, um
die wachsende Kunstszene des Kontinents zu bestaunen. Besonders wichtig war es den Entwicklern
des Museums, zu zeigen, dass sich in der Kunst auch immer ein Stück Kolonialgeschichte
widerspiegelt.
Das MOCAA – Zusammenhang von Kunst und den Missständen des Kontinents
Afrika ist bunt und lebendig. Viele der KünstlerInnen, die ihre Werke im MOCAA ausstellen,
benutzen alltägliche Gegenstände oder greifen auf vererbte Stücke zurück, um das Leben
afrikanischer Menschen aufzuzeigen. Dabei entsteht herausragende und außergewöhnliche Kunst.
Neben Freude und Glück wird allerdings verdeutlicht, wie groß der Kampf um Freiheit und
Identität auch im 21. Jahrhundert noch ist. Dabei leiden viele KünstlerInnen mit dem Ausdruck
Ihrer Kunst oft unter Gefahr und Unterdrückung. Bei einem Aufenthalt im MOCAA erhält man
viele Eindrücke und Wahrnehmungen über die emotionale Geschichte Afrikas, dessen Kunst und
Auswirkungen. Es wird klar, dass viele alte Zustände, leider auch heute noch Thema sind. Es soll
bewusst gemacht werden, wo Reichtum ist, herrscht auch Armut, wo Glück, da auch Trauer. Die
Stille im Inneren des Gebäudes unterstreicht die Bedeutsamkeit dieser Zustände und führt Sie von
Stockwerk zu Stockwerk durch die Heilige Stätte der zeitgenössischen Kunst Afrikas.
Einige Ausstellungen afrikanischer KünstlerInnen zum Thema Gegenständlichkeit und Botschaft:
Nandipha Mntambo ist eine südafrikanische Künstlerin aus Swasiland und thematisiert die
Grenzen der Frauenrolle, Leben und Tod sowie Mensch und Tier in ihren Skulpturen, Videos und
Fotografien. Ihr Beitrag waren beeindruckende Roben aus geerbten Kuhhäuten.
Athi-Patra Ruga möchte die vorherrschende Gegensätzlichkeit in Afrika aufzeigen. Dies gelingt
ihm durch Fotografie, Vorführungen und Kostüme. Viele seine Werke spiegeln das Leben zwischen
Traum und Realität wider. Er fertigte florale Figuren, überzogen mit prachtvollem Gold.
Kendall Geers gestaltet hängende Ziegelsteine mit den Worten: „In diesem neu erfundenen
Vokabular wurden zerbrochene Flaschen, Ziegel, Stacheldraht, Elektrozäune und andere
Alltagsgegenstände zu aktiven Protagonisten in einer viel größeren Erzählung, die jenseits der
Grenzen des White Cube existierte.“
Lungiswa Gqunta ist 28 Jahre alt und präsentiert die erschreckende „Einfachheit“ von der
Herstellung gefährlicher Waffen aus vertrauten Gegenständen. Sie möchte damit zeigen, wie groß
die Aggressivität auf dem Kontinent auch heute noch ist. So reichen Betttücher, Bierflaschen und
Zündhölzer aus um eine Benzinbombe zu entwerfen. Sie sollen auf die Mobilisierung von
Widerstands- und Handlungsmodellen hindeuten.